Abenteuerlust
Mit zwanzig Jahren beschloss ich, durch Venezuela zu reisen. Mit einer Freundin, ihrem Freund und dessen Freund. Die beiden Männer kannte ich kaum. Meine Rolle: Aufpasserin für die jüngere Freundin. Die Rolle des zweiten Mannes: Ausgleich des Geschlechterverhältnisses.Sehr pragmatisch also, die Gruppenzusammenstellung. Reiner Zufall war auch das Ziel meiner Reise. Der Freund meiner Freundin hatte als Kind ein paar Jahre in Caracas gelebt und wollte wieder einmal hinfahren. Ich wusste nichts über das Land, spreche nicht Spanisch. Mein Reisebudget: Die gesamten Ersparnisse.Ich hatte keine Ahnung, was uns in Venezuela erwarten und ob das mit uns vieren klappen würde. Ich stürzte mich ins Abenteuer. Offen und erwartungsvoll.Zwanzig Jahre später ist das so eine Sache, mit mir und den Abenteuern. Sobald mich ein exotisches Reiseziel, ein ungewöhnlicher beruflicher Auftrag oder auch nur ein teures Möbelstück im Herzen ansprechen, schaltet sich der Kopf dazu. Kommt mit lauter vernünftigen Argumenten, warum nicht und was sein könnte. Erstickt das kleine Abenteuer schon im Keim.Die Reise durch Venezuela wird mich mein Leben lang prägen. Die Unbeschwertheit, mit der wir dieses wunderschöne Land entdeckt haben, der Spaß, den wir vier miteinander hatten, die Bilder und Gefühle. Zwar habe ich meine drei Reisegefährten mittlerweile aus den Augen verloren, nicht aber aus meinem Herzen.Glücklicherweise gibt es heute Menschen in meinem Leben, die mir hin und wieder den nötigen Schubs geben. So kann ich mich manchmal auf ein kleines Abenteuer einlassen. Zumindest, wenn mir mein Sicherheitsnetz stark genug scheint.