Springinkerl
Wenn ich meine Augen schließe, spüre ich, wie es sich anfühlt: Ein Hopser mit dem rechten Fuß, einer mit dem linken, dann wieder rechts, links, rechts, immer schneller wird der Hopserlauf den Gehsteig entlang. Und dann das allerbeste: Ich springe hoch, hebe ab und drehe mich einmal um mich selbst. Ich lande mit beiden Beinen und hopse weiter. Rechts, links, rechts, links. Alleine daran zu denken, stimmt mich fröhlich.Ich kann mich nicht daran erinnern, mich als Kind jemals anders fortbewegt zu haben, am Weg zur Schule, zum Turnverein, zu meiner Großmutter, zur Klavierstunde. Obwohl ich bestimmt auch gegangen bin, an der Hand meiner Mutter oder mit meiner Freundin am Schulweg. Für meine Eltern war ich jedenfalls: „Unser Springinkerl“. so haben sie mich oft genannt.Eines Tages, irgendwann gegen Ende der Volksschulzeit, irgendwo am Gehsteig an der Linzer Unionstraße: Ich hopse vor mich hin, fröhlich und beschwingt. Rechts, links, rechts. Ansetzen zum Sprung... und Drehung! Mitten im Sprung erst bemerke ich die alte Frau neben mir. Der Schreck fährt mir vom Rückenmark ins Gehirn. Ich kann nicht mehr abbremsen, streife sie. Alles geht gut, sie steht, ich stehe, keiner ist gestürzt, keiner verletzt. Die alte Frau ist wohl aber ebenso erschrocken wie ich. Sie schimpft mich. Ich ziehe den Kopf ein, murmle eine Entschuldigung und gehe weiter. Danach habe ich mich nie wieder im Hopserlauf fortbewegt.Geblieben ist die Erinnerung. An die Kraft und Energie des Laufens im Hopserschritt. Und an das unglaubliche, unbeschreibbare Gefühl bei den Drehsprüngen. Meine Muskeln haben die Bewegung wohl noch abgespeichert, zumindest habe ich das Gefühl, ich könnte sofort wieder loshopsen. Vielleicht mache ich es eines Tages. Klammheimlich, wenn mich keiner sieht.