Von hüben nach drüben
In Ottensheim transportiert seit 1871 eine Drahtseilbrücke Fußgänger, Fahrräder und Autos über die Donau. Ehrlich gestanden finde ich sie nicht besonders ansehnlich, unsere Fähre. Und dennoch sehe ich sie immer wieder gerne. Warum aber? Ich benutze sie eigentlich kaum. Wenn es hochkommt, einmal im Jahr. Dann allerdings genieße ich die Fahrt: Der Weg von einem Donauufer zum anderen ist wie ein Mini-Urlaub im Alltag. Dennoch: Ich brauche sie nicht. Und trotzdem kann ich mir Ottensheim ohne Fähre nicht vorstellen. Sie gehört dazu, als Symbol und Wahrzeichen.Sie ist beinahe anachronistisch, in unseren modernen Zeiten. So richtig notwendig ist sie heute für kaum jemanden mehr. Nur für die Handvoll Mühlviertler Schülerinnen und Schüler, die das Stiftsgymnasium in Wilhering besuchen. Man braucht Zeit und Geduld, wenn man sie nützt. Möglicherweise hat man ihren Aufbruch auf die andere Seite gerade verpasst, bekommt keinen Platz mehr mit seinem Auto oder muss warten, weil gerade ein Fracht- oder Passagierschiff mit Vorrang die Donau entlang fährt. Nicht gerade passend, wenn man pünktlich sein muss und dennoch nicht über die Maßen früh losstarten möchte.Sie steht für ein Stück Geschichte. Schon immer wurden bei Ottensheim Menschen und Waren übergesetzt. Der Schröckenstein versperrte den Weg nach Linz. Also mussten alle Waren aus Böhmen und dem Mühlviertel bei Ottensheim – der einzigen Engstelle der Donau zwischen Aschach und Linz – übergesetzt werden.Ich wünsche mir, dass die Fähre auch weiterhin allen Wirtschaftlichkeitsrechnungen, Brückenneubauten und sonstigen Herausforderungen trotzt und in Betrieb bleibt. Als kleiner aber bedeutender Teil unser Ortsidentität. Und für meinen jährlichen Mini-Urlaub.