Auf ins Museum, Kinder!

Mit Teenagern ins Museum zu gehen, birgt ein gewisses Risiko. Zumindest bei meinen Kindern. 13 mein Sohn, 15 meine Tochter. Nie lässt sich abschätzen, wie sie sich einlassen können. Tun sie es, bereichern mich unsere Ausflüge und bleiben lange in Erinnerung. Tun sie es nicht, sind die Besuche mühselig und nervig. Und bleiben auch lange in Erinnerung.

Diesmal lade ich meine Kinder ein, mit mir die Ausstellung „Wir sind Oberösterreich“ im Linzer Schlossmuseum zu besuchen. Erstaunlicherweise sind sie sofort dafür zu haben. Wir stapfen also den Hofberg hinauf. Im Museum statten wir uns mit einem Audioguide aus, fürs Begleitheft für Kinder und Jugendliche fühlen sich meine Beiden anscheinend schon zu alt. Aber der Bleistift, der gefällt ihnen. Immerhin.

Im ersten Ausstellungsteil werden berühmte Oberösterreicher präsentiert. Meine Tochter fläzt sich in einen Ohrensessel. Glücklicherweise kann ich sie mit ein paar Anekdoten aus Keplers, Stifters und Bruckners Leben unterhalten. Mein Sohn schildert mir begeistert, was er über Fadinger in Erfahrung gebracht hat.

Museum 2

Dann folgen wenige bekannte Frauen und Männer, nach Fachgebieten sortiert: Die Abenteuerlichen, die Fantasievollen, die Erfinderischen. In den einladend gestalteten Räumen laden Stationen zu eigenen Aktivitäten ein. Ohne sich groß mit den Inhalten zu befassen, steuert meine Tochter die Kreativstationen an und gestaltet Schmetterlinge, Postkarten und fantasievolle Kubin-Figuren. Mein Sohn und ich, wir klicken uns durch historische Dachsteinbilder. Sausen zu „Schifoan“ den Berg hinunter. Testen Feuerwehrhelme.

Meiner Tochter wird langweilig. Genervt weist sie mich darauf hin, dass wir schon eineinhalb Stunden hier verbracht haben (und noch immer kein Ende in Aussicht). Und informiert mich vorwurfsvoll, dass ihr Handy hier unten keinen Empfang hat. Wir streunen dennoch weiter und lernen interessante Menschen kennen.

Museum 3

Die schwarze, mit Kreide gestaltbare Wand im letzten Raum findet dann doch wieder die Zustimmung meiner Tochter. Und plötzlich ist sie dann auch bei den Inhalten dabei, sieht sich mit mir die Auszeichnungen an, die Jugendliche ihres Alters erhalten haben: Im Turnen, beim U19-Bewerb des Prix Ars Electronica, bei Physikolympiaden. Manche der Burschen und Mädchen kennt sie sogar.

Unmittelbar danach empfinde ich die niederschwellige Ausstellung als etwas leicht und oberflächlich. Dennoch: Die Vielfalt der Zugänge gefällt mir. Ich mag es, selbst aktiv zu sein, zu schauen und zu lesen, da und dort vertiefte Infos anzuhören. Und im Nachhinein merke ich, wie viel dann doch hängen geblieben ist.

Besonders schön finde ich aber, dass vielen weniger bekannten Frauen, Männern und Jugendlichen Raum gegeben wird: Der Humusforscherin und Kompostier-Pionierin Annie Francé-Harrer. Dem Hallstätter Bergmeister und Archäologen Johann Ramsauer. Henriette Haill, Kommunistin und Verfasserin beinahe kitschiger Heimatgedichte.

Auch wenn unser Museumsbesuch nicht durchwegs rund gelaufen ist, möchte ich die gemeinsame Zeit nicht missen. Es ist halt immer ein gewisses Risiko, mit (meinen) Teenagern ins Museum zu gehen.

Dieser Artikel ist im Kulturbericht des Landes OÖ 12/2017 erschienen.

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Es muss wohl Poetry Slam sein!

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