Fachkräfte verzweifelt gesucht

Rückgängige Bevölkerungszahlen und hohe Pendlerraten gefährden das Wachstum der Unternehmen im Bezirk Rohrbach. Unternehmen und Wirtschaftskammer reagieren mit Ausbildungsangeboten und Bewusstseinsbildung.

Andrea Katzinger hat die Suche aufgegeben. „Ich finde ohnehin niemanden“, erklärt die Geschäftsführerin des Truck Center Katzinger in Altenfelden. Das Unternehmen repariert LKWs, Kräne und Busse und beschäftigt 130 Mitarbeiter: KFZ-, Karosseriebau- und Fahrzeugbautechniker. Diese sind im Bezirk Rohrbach jedoch kaum noch zu finden.

Auch Dominik Mittermayr, Geschäftsführer von M-Tec in Anreit, findet nicht mehr genügend Facharbeiter, um das starke Unternehmswachstum der letzten Jahre aufrecht zu erhalten. Der Spezialist für innovative Wärme- und Kältetechniken sucht vor allem Installateure, Kälte- und Elektrotechniker.

Klaus Grad, Leiter der Wirtschaftskammer Rohrbach sieht ähnliche Probleme bei vielen Unternehmen im Bezirk. Ein Blick in die Statistik zeigt eine der Ursachen deutlich: Während die Zahl der Wirtschaftskammermitglieder im Bezirk seit Jahren kontinuierlich steigt, sinkt die Anzahl der Einwohner. Mit einer prognostizierten Abnahme von fast vier Prozent bis 2050 ist Rohrbach trauriger Spitzenreiter von ganz Oberösterreich.

Der hohe Pendleranteil verschärft die Situation: Beinahe 18.000 Arbeitnehmer pendeln aus, die meisten in den Großraum Linz. Die Mühlviertler Arbeitskräfte würden sehr geschätzt und gerne akquiriert, meint Klaus Grad. Eine der niedrigsten Arbeitslosenraten Österreichs ist die Folge.

Die Betriebe reagieren vor allem mit Ausbildung im eigenen Unternehmen. Das Truck Center Katzinger bildet derzeit 25 Lehrlinge aus. Auch Dominik Mittermayr von M-Tec setzt ganz auf die Lehrlingsausbildung und hofft, „dass sie danach bleiben.“

Friedrich Andexlinger, Geschäftsführer der Tischlerei Andexlinger in Haslach, bietet seinen Lehrlingen Zusatzausbildungen und Sozialkompetenz-Trainings, um langfristig gute Facharbeiter zu haben. Noch wichtiger allerdings erscheint ihm das Image des Unternehmens. „Der Mitarbeiter muss stolz sein können auf den Betrieb“, meint Andexlinger, der 70 Mitarbeiter beschäftigt. Er legt deshalb großen Wert auf ein offenes, familiäres Arbeitsklima mit hoher Wertschätzung. Und freut sich über die Motivation, die die vielen Erfolge bei Lehrlingswettbewerben in der gesamten Belegschaft auslösen.

Klaus Grad ist davon überzeugt, dass eine der Antworten im Sichtbarmachen der Betriebe liegt. Die Wirtschaftskammer Rohrbach setzt deshalb auf Information und Bewusstseinsbildung. Im Herbst wird die Informationsplattform meinjob-rohrbach.at online gehen. Firmen präsentieren dort die Profile aller Arbeitsplätze im Unternehmen sowie aktuelle Jobangebote. Arbeitnehmer können sich so über die vielfältigen und anspruchsvollen Aufgabenbereiche informieren.

Weitere Aktivitäten setzen bereits bei den Schülern an. Jährlich organisieren einige Hauptschulen gemeinsam mit regionalen Betrieben einen Berufsinformationstag unter dem Motto „Fahr nicht fort, lern im Ort“. Das Projekt „Wir Unternehmen“ bietet Lehrern von Haupt- und Neuen Mittelschulen Materialien für den fächerübergreifenden Unterricht zu Wirtschaftsthemen.

Zahlen und Fakten

Geringe Arbeitslosigkeit: Die Arbeitslosenquote ist konstant niedrig. 2011 lag sie bei 3,1 Prozent.

Viele Lehrbetriebe: 36 Prozent der Unternehmen bilden Lehrlinge aus.

Pendler-Bezirk: 70 Prozent der Arbeitnehmer pendeln aus und nehmen dafür laut einer Pendlerbefragung im Jahr 2012 Arbeitswege von 40 bis 90 Minuten in Kauf. Gründe: Zu wenige der Berufsausbildung angemessene Arbeitsplätze, bessere Verdienstmöglichkeiten, Jobsicherheit.

Veröffentlicht im Wirtschaftsblatt Regional am 8. Mai 2013

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