B-Girl Circle ready? Yeah!!!

Breakdance in der Stahlstadt

24 Mädchen und junge Frauen zwischen 7 und 37 Jahren bilden derzeit den Linzer B-Girl Circle. Betreut von „SILK“ Silke Grabinger, „Maggy S“ Madgalena Schlesinger und weiteren Urban Style-Tänzerinnen entwickeln sie ihren Tanzstil und ihre Persönlichkeit. Das Projekt wurde heuer mit dem Frauenpreis der Stadt Linz ausgezeichnet. Die Unterbrechungen (Breaks) im Text stammen von den B-Girls und von Gründerin Silke Grabinger.

Laute Hip-Hop Beats schallen über den Linzer Hauptplatz. Um einen Tanzteppich, etwas größer als ein Doppelbett, stehen Leute, wippen im Takt. Ein dunkelhaariges Mädchen löst sich aus der Menge, betritt den Teppich und tanzt los: Top Rocks, Twists, Backspin, Flic Flac. Wie alt mag sie sein? 14 Jahre vielleicht?

„Weils cool ist und weils mir taugt.“

„Tanzen ist mein Leben.“

„Wenn man einen Move kann, freut man sich immer.“

„Weil ich mich übers Tanzen ausdrücken kann.“

Sie sind beweglich und selbstsicher, die Mädchen, die hier tanzen. Sie sind B-Girls, weibliche Breakdancer. Es sieht einfach aus, so locker wie sie sich bewegen. Dabei gehört wohl eine ganze Menge Mut dazu, hier zu tanzen.

„Bei einem Breakdance-Battle stehst du alleine da, musst für dich selbst einstehen.“

„Die Mädchen treten ganz anders auf, stehen mitten im Raum.“

Aber natürlich steckt da jede Menge Arbeit dahinter. Jeden Freitag treffen sich die Linzer B-Girls zum gemeinsamen Training. Unterschiedliche Tänzerinnen betreuen sie, bringen ihnen Grundlagen in Breakdance, Poppin oder Capoeira bei. Letztendlich geht es aber darum, dass jede hier ihren eigenen Stil kreiert, abhängig von ihren körperlichen Voraussetzungen und ihrem Charakter. Die Mädchen unterstützen sich gegenseitig dabei. Das schweißt zusammen.

Wichtig ist, dass „wir Freunde sind“,

„uns gegenseitig unterstützen“,

„keine ausgeschlossen wird“,

„Raum für uns“.

Silke Grabinger hat schon viele Mädchen zu starken jungen Frauen heranreifen sehen. Als sie selbst 1997 zu breakdancen beginnt, gibt es in Linz keine Szene und schon gar keine Frauen. Bald wird sie international bekannt, gründet die erste europäische B-Girls Gruppe und tanzt in Las Vegas beim Cirque du Soleil. Zurück in Linz muss sie feststellen, dass es immer noch nichts gibt. Also stellt sie 2009 ein niederschwelliges, kostengünstiges Training für Mädchen als Teil ihres KünstlerInnen-Kollektivs SILK Fluegge auf die Beine.

„Wir sind keine Tanzschule und wollen nicht pädagogisch sein.“

„Als Künstlerin will ich die Politik reflektieren, Fragen aufwerfen, Grenzbereiche aufmachen.“

Für die Linzer B-Girls steht der Spaß im Vordergrund, ganz wie damals in den Anfangsjahren des Hip-Hop auf New Yorks Straßen. Die Entwicklung und Stärkung der eigenen Persönlichkeit geschieht nebenbei. Wie auch die Reflexion gesellschaftspolitischer Themen: Jedes Jahr umklammert ein Thema alle SILK-Projekte, 2018 ist es mit „Belonging“ die Zugehörigkeit, 2019 wird es „Kontrolle“ sein.

„Wichtig ist, dass alle Frauen und Mädchen respektiert werden.“

Eines soll aber der B-Girl Circle ganz bestimmt nicht sein: ausgrenzend. Deshalb kommen nach dem Training der Mädchen die B-Boys zum gemeinsamen Tanzen dazu.

Einstiegstermine und Info: b-girlcircle@silk.at, facebook.com/bgirlcircle

SILK Fluegge Infos und Termine 

Dieser Artikel ist im oö. Kulturbericht 6/2018 erschienen.

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